wolfgang schumacher
Äußere und innere Räume im Sensenhammer Von Timon Brombach, 14.05.2024 In einer Welt, in der Raum nicht nur als physische Entität, sondern als Ort der Erfahrung und der Transzendenz betrachtet wird, präsentiert der Leverkusener Künstler Wolfgang Schumacher seine neue Ausstellung „über Räume“ im Freudenthaler Sensenhammer. Besucher sind ab sofort dazu eingeladen, bekannte Räume auf eine ganz neue Weise wahrzunehmen und zu erkunden. Zentrale Frage ist dabei für Schumacher: „Wie können Räume wahrgenommen und erfasst werden? Über das bloße Sehen hinaus.“ Es werden Verbindungen zwischen „dem Inneren“ und „dem Äußeren“ untersucht Sind Räume transzendent, insbesondere wenn sie ihrer ursprünglichen Funktion enthoben sind? Und welche Erkenntnisse können aus dieser Wahrnehmung gewonnen werden? Schumacher präsentiert drei Serien mit Malerei, Zeichnung und Fotografie sowie eine Videoarbeit. Das verbindende Thema ist die Wahrnehmung von Räumen, die eine gewohnte Sichtweise entzogen wird. Räume werden somit visuell und inhaltlich neu erfahrbar. In der Serie „Museen“ wird die Wahrnehmung von elf Museumsräumen erforscht. „Dafür habe ich durch schnelle Zooms, Unschärfe und schnelle Schwenks in Schwarz-Weiß-Fotografien eine Verzerrung der Motive mit Lichtbändern verursacht“ erklärt Schumacher. „Museale Räume sind ja Orte größter Exaktheit, da ist es spannend, genau diese Exaktheit ganz im Kontrast dazu mal aufzuheben“ sagt der Künstler. Diese Fotos hat er dann in der Malerei in monochrom Blau, Öl auf Holz umgesetzt. Der Künstler verrät: „Mit Blau kann ich in den verschiedenen Tönen, bis ins ganz Dunkle gut arbeiten, und die Farbe steht für mich für eine gewisse Ferne.“ „Museen“ betont das Serielle mit weiteren kleinen Malerei-Serien in Schwarz-Weiß, die auf die Serie geklebt sind. So wird das Verhältnis von Fotografie und Malerei sowie auf die Architektur hinterfragt -alles Themen, für die Schumacher schon immer brennt. Kurz: „Man sieht jetzt nicht mehr, was es genau war, man sieht den bloßen Raum und seine Tiefen.“ Schumacher hat sich in seinem Gasthörerstudium der Kunstgeschichte auch viel mit Philosophie auseinandergesetzt: „In der Philosophie geht es um Erkenntnisgewinn, da habe ich mich gefragt, ob ich Erkenntnisse über Räume gewinne, wenn ich sie in der Kunst verarbeite, um sie auf neue Wege sehen - fühlen - zu können.“ Die spirituelle und transzendente Wirkung von sakralen Räume macht Schumacher mit Tusche und Finelinern „locker aus dem Handgelenk“ sichtbar, gibt er an. So sind Zeichnungen in Mischtechnik in unbekannteren Kölner Gotteshäusern entstanden. Eine große Bedeutung spiele das Licht, in dem sich das Überweltliche wiederfinde. In der dritten Serie „Industrieräume“ werden stillgelegte Zechen des Ruhrgebiets und der Sensenhammer erkundet. Hier steht der Verlust der ursprünglichen Funktion im Mittelpunkt. Die Serie kombiniert Malerei -passend- auf Stahlblech mit im Museum gemachten Fotos, um wieder neue Sichtweisen zu ermöglichen. „Der letzte Schritt ist ein orangener Oilstick, der für die glühend heiße Zeit, die hier mal war, steht“, sagt Schumacher.