wolfgang schumacher
Industrielle Stilleben Von Frank Weiffen, 22.04.2010 Schlebusch - Es ist, als ob seine Bilder eigens für diesen Ort gemacht wurden: Wolfgang Schumachers realistische Studien industrieller Motive - Stahlträger, verrostete Stahlwände, dicke Schrauben, Fördertürme, Stahlfedern, Nieten - hängen im Sensenhammer. Und der ist: ein Industriemuseum eben. Insofern weckt die Ausstellung des 53-jährigen Burscheiders, die am Sonntag in Schlebusch eröffnet wird, Erinnerungen an alte Zeiten in dieser rheinisch- bergischen Schmiede. Sie atmet den Geist der Arbeit, den Geist des Handwerks. Faszinierend ist vor allem der Verfall, den Schumacher in dieser Serie von großen Ölbildern zeigt: Übertragen von Fotos, die er auf den Industriebrachen des Ruhrgebietes schoss, „verfremdete“ er die Motive. Er fügte per Pinselstrich Kratzer, Rost, Stellen abgeplatzten Lackes oder andere durch Nutzung entstandene Beschädigungen hinzu - und das auf eine Art und Weise, die manchmal beinahe plastisch wirkt. „Diese Arbeiten an diesem Ort zu sehen, ist eine schöne Erfahrung“, sagt Wolfgang Schumacher selber dazu und kann seinen Blick ebenso wenig von den Bildern abwenden wie Sensenhammer-Chef Wilhelm Matthies. Schumacher zeigt im Sensenhammer aber auch seine andere künstlerische Seite. Die wendet sich ab vom Großformat und hin zum kleinen, extremen Querformat und zeigt mit Vorliebe Menschenmengen: in Biergärten, auf öffentlichen Plätzen, am Strand. Der Hintergrund ist stets verwischt und erzeugt eine seltsame „Bewegung“. Der einzelne Mensch ist nur als Kontur erkennbar. Es zählt die Masse. Sie wird zum ästhetischen Motiv. Und das passt nicht minder in den Sensenhammer, der eine vergleichbare Menschenmenge als Besucher dieser Werkschau durchaus verdient hätte.