wolfgang schumacher
Die Faszination des Alltäglichen Von Karin M. Erdtmann, 28.02.2005 Zwischen ländlicher Idylle und Großstadt-Feeling: Bilder und Zeichnungen von Wolfgang Schumacher in der Kleinen Rathaus-Galerie. Odenthal - Die regelmäßigen Besucher, meinte Galeriechef Walter Jansen, könnten schon ein wenig stutzig werden angesichts des „scheinbar höheren Wiedererkennungswertes“ in den Arbeiten. Doch habe sich nicht etwa das Konzept des Hauses geändert, das bislang mehr dem Abstrakten zugetan war, sondern vielmehr der Blick der jungen Künstler, „die sich wieder mehr mit Landschaft beschäftigen“. Wolfgang Schumacher tut dies auf die ihm eigene Art. Der gebürtige Opladener (Jahrgang 1957) sucht die besondere Perspektive, das ungewöhnliche Licht, das manche Szenerien zuweilen surrealistisch wirken lässt. Architektur wird nicht nachempfunden, sondern interpretiert. Da definiert sich die Brücke beispielsweise über den Ausschnitt eines Pfeilers, an dem der Blick des Betrachters vorbeigeht oder über den Bug eines Schiffes, das sie gerade passiert. Schumacher schaffe „eine expressive Malerei, an der man nicht vorbeikommt“, befand Jansen. Eine „impulsive Abstraktion der Gegenstände“ nannte es Susanne Sandtner in ihrer Einführung. So lasse der Künstler etwa zwei Schaufensterpuppen im nächtlichen Toronto „im dramatischen Farbenkampf lebendig werden“. Doch sei es nicht nur „die Grazie der Damenwelt“, die den Burscheider zu seinen Bildern inspiriere, sondern auch die Faszination alltäglicher Szenarien: ein alter Brückenpfeiler, ein heruntergekommener Autobahnzubringers oder stillgelegte Zechen-Schienen. Geographisch bewegen sich die sechs Tusche-Zeichnungen und 21 Ölgemälde zwischen dem Bergischen Land und dem Ruhrgebiet, zwischen Hamburg, Köln und Kanada. Dabei ergeben sich reizvolle Gegenüberstellungen. So hängt die Skizze eines winterlichen Wirtschaftswegs bei Neschen neben dem pulsierenden Highway von Toronto. Mit wenigen Strichen Atmosphäre zu schaffen und den Betrachter ins Bild zu holen, liegt Wolfgang Schumacher, der sich auch mit Bühnenbildern und Videoinstallationen beschäftigt, offensichtlich. Seine Motive machen neugierig und wirken zuweilen wie der Vorspann eines Films. Mit seinen ehemaligen Mitschülern Mathias Conrad und René Dahm hat er Mitte der 80er Jahre in Leverkusen die Künstlergruppe „art venture“ gegründet. Auch den Kulturverein Burscheid rief er mit ins Leben. Nachdem er vor wenigen Monaten im Burscheider Haus der Kunst mit einer vielbeachteten Ausstellung vertreten war, bringt er nun „StadtLandFluss“, so der Titel der Schau, erstmals in den Südkreis.