Der fragmentierte Blick
Ab dem Jahr 2020 entsteht eine Serie, die sich mit unseren Sehgewohnheiten auseinandersetzt.
Der fragmentierte Blick: Das bedeutet für mich zunächst einmal, dass unser Blick großen Einschränkungen
unterworfen ist. So sehen wir alles, was über den mit unserem Auge fixierten Punkt hinausgeht, unscharf.
Das heißt, dass unsere mit dem Auge gewonnene Erkenntnis partiell ist; wir müssen das Auge wandern
lassen, um weitere (Seh-) erkenntnisse zu gewinnen.
Davon ausgehend, stellt sich nun die Frage, ob eine Erkenntnis auch in umgekehrter Folge gewonnen
werden kann, nämlich durch Weglassen oder Entfernen. Wie verändert sich unser Blick, wenn eine Stadt,
eine Straße, ein Gebäude nicht mehr als Ganzes oder großflächig wahrgenommen wird, sondern nur noch
als Fragment? Schärft sich der Blick auf das Relikt, wird es bewusster wahrgenommen? Gewinnt es
eine andere Bedeutung, als nur ein Teil zu sein? Und was ist ein Teil, was das Ganze?
In der Serie werden die fragmentierten Teile durch eine betonte Umrandung von einem Hintergrund
abgehoben, der hier als abstrakte Fläche dargestellt wird, die durch gestische Pinselführung, Farbverläufe,
Schlieren etc. dem Zufall einen Raum gibt und sich damit vom konkreten realistischen Bildgegenstand
bewusst abhebt.