Weltretter treffen auf Querformate
Von Monika Klein, 13.04.2018
Für dieses Jahr hat die AG Leverkusener Künstler mehrere Begegnungsausstellungen im
Künstlerbunker geplant. Aktuell begegnen sich dort die Arbeiten zweier AG-Mitglieder, die das
Zusammenspiel bereits vor einigen Jahren im Burscheider Badehaus probierten und für stimmig
befanden. Deswegen haben sie den doppeldeutigen Titel "2malig" über ihre Präsentation gesetzt,
die am Sonntag eröffnet und bis zum 29. April dauern wird. Tatsächlich sind sowohl Winfried Gille
als auch Wolfgang Schumacher ziemlich einmalig in ihrer Vorgehensweise. Der eine arbeitet
plastisch mit verschiedenen Materialien, vorzugsweise Metall. Der andere ist auf "Flachware"
spezialisiert, auf Malerei in Öl und auf Zeichnungen, die im letzten Galerieraum für Ruhe sorgen. In
der Eingangshalle haben sich beide auf eine Selbstbeschränkung geeinigt, um den einzelnen
Bildern und Skulpturen Raum zu geben.
So kann das Auge gleichzeitig die Begegnung von weiblichen Büsten und Korsagen aus
Metallbändern erfassen und die extremen Querformate an den Wänden, die nach Betrachtung aus
der Nähe verlangen. Das in der Malerei ungewöhnliche Format seiner Ausschnitte von
Lebenswelten hat sich für Schumacher aus der allgegenwärtigen Panoramafotografie mit dem
Handy ergeben. Er selbst nutzt das digitale Foto als Ausgangspunkt seiner Malerei, das er durch
die Wahl des passenden Ausschnitts bewusst reduziert. Dann verändert er mit unterschiedlichen
Filtern der Fotobearbeitung, deren Funktion er in die klassische Malerei überträgt. In Klammern
verrät er hinter dem Titel die Bezeichnung der angewandten Funktion. "Mit Feder nachzeichnen"
heißt es da etwa in einer belebten Szene aus der Kölner Innenstadt, die klassische Tafelmalerei mit
der Zeichnung verbindet. Die Bleistiftlinien, die starke Akzente setzten, sind eine Nachbearbeitung
des Ölbildes. Bei Architekturbildern vom Campo in Siena oder der Skyline von Liverpool hat er
andere Filter gewählt und so die klaren Konturen verstärkt. Stadt- und Naturlandschaft sind seine
Hauptthemen.
Beide haben Berührungspunkte mit den Arbeiten Winfried Gilles, der sich von Menschen seiner
Umgebung und allem, was ihm durch den Kopf geht, inspirieren lässt. Oder vom Radio in der
Atelierwerkstatt, das ihm den Song "Mal kurz die Welt retten" so oft ins Ohr setzte, bis er kleine
Weltretter aus Metall schmiedete. Jede Figur trägt als Kopf eine Weltkugel und versucht es auf ihre
Weise: im Sturmschritt, beobachtend, abwartend. Der Umzug in den Westerwald, wo er jetzt Teil
einer überschaubaren Dorfgemeinschaft ist, hat Gilles Denken und Handeln bestimmt. Er isst nur
noch Fleisch von Hochlandrindern seines Metzger-Nachbarn. Ihnen hat er den fensterlosen
Innenraum gewidmet, in dem Metallminiaturen abstrahierter Stierköpfe zu sehen sind.